Mit dem Betrieb eines automatischen Bewässerungssystems gehen auch gewisse Risiken einher. Hier erfahren Sie, welche das sind, wie relevant diese für ihre eigene Situation sind und mit welchen Methoden man diese absichern kann.
Man übersieht das auf den ersten Blick gerne, aber eine automatische Bewässerung birgt auch zwei wesentliche Gefahren:
- Die Bewässerung stoppt nicht, sobald sie sollte und läuft unkontrolliert weiter
- Die Bewässerung sollte gießen, tut es aber nicht
Vor allem der erste Punkt kann zu großen Problemen führen.
Bewässerung läuft unkontrolliert weiter
Eine automatische Bewässerung wird in der Regel durch ein sich öffnendes und später wieder schließendes Ventil eingeleitet und beendet. Gibt es nun einen Defekt am Ventil, so dass dieses nicht mehr, oder nicht mehr richtig schließt, dann läuft die Bewässerung immer weiter.
Bezieht man das Wasser über ein öffentliches Netz, dann kann das, wenn man den Fehler erst spät bemerkt, zum Beispiel weil man gerade auf Urlaub ist, oder die zu bewässernde Fläche nicht regelmäßig besucht, zu einer sehr hohen Wasserrechnung führen. Pumpt man Wasser aus einem Brunnen, fallen nur die zusätzlichen Stromkosten an, aber natürlich verschwendet man auch hier unter Umständen viele Tausende Liter Wasser.
Noch gefährlicher und teurer können die Auswirkungen des unkontrollierten Wasseraustritts sein: Der Boden kann irgendwann kein Wasser mehr aufnehmen und dann läuft dieses im schlechtesten Fall in den Keller, unter die Terrasse, weiter zum Nachbarn oder spült angelegte Wege aus oder unterspült Fundamente. Das kann dann richtig teuer werden.
Bewässerung wird nicht durchgeführt
Das kann ebenfalls durch ein defektes Ventil passieren, das sich nicht plangemäß öffnet und somit kein Wasser durchlässt. Oder auch durch einen Ausfall des Bewässerungscomputers, Probleme mit der Pumpe oder einem Druckschalter, fehlerhafte Sensoren oder ein irrtümlich geschlossenes manuelles Ventil.
Geschädigt werden hierbei Rasen und Pflanzen im Garten, die keine planmäßige Versorgung mit Wasser erhalten. Fällt der Fehler länger nicht auf und ist das Wetter ungünstig, dann können Pflanzen im schlimmsten Fall komplett eingehen oder bleibende Schäden davontragen.
Wie hoch man beide Gefahren bewertet, würde ich von den Gegebenheiten im eigenen Garten abhängig machen: Fördert man Wasser mit einer Pumpe, grenzt der Garten nicht direkt an Haus und Nachbarsgärten bzw. gibt es im Garten nicht viel das kaputt werden kann, und läuft man zudem täglich am Garten vorbei und fährt nie auf Urlaub, dann kann man vermutlich auf ein zusätzliches Sicherheitsnetz verzichten.
Verwendet man als gegenteiliges Extrembeispiel im Garten öffentliches Wasser, hat man im Garten teure Pflanzen und Möbel, liegt der Garten so, dass große abfließende Wassermassen erhebliche Schäden verursachen würden bzw. ist man oft wochenlang nicht vor Ort, dann wäre eine Absicherung stark zu empfehlen.
Sowohl die Gefahr des unkontrollierten Wasseraustritts, als auch die Gefahr, dass Bewässerungsläufe ausgelassen werden, lassen sich mit überschaubarem Aufwand in den Griff bekommen. Es gibt dazu unterschiedliche Lösungsmöglichkeiten.
Verwendung eines Masterventils
Ein Masterventil oder manchmal auch Hauptventil genannt, ist ein zusätzliches elektronisches Magnetventil, das an die Stelle gesetzt wird, an der das Bewässerungssystem mit dem Wasseranschluss verbunden ist. Ob das vor oder nach einem Rückschlagventil bzw. Druckminderer erfolgt ist Geschmackssache, wesentlich ist, dass das Masterventil in der Pipeline vor den Sektorventilen angebracht ist. Das sind jene Magnetventile, die auf Kommando des Bewässerungscomputers öffnen bzw. schließen, wenn ein bestimmter Sektor beregnet werden soll.
Das Masterventil ist im Ausgangszustand immer geschlossen und wird erst geöffnet, sobald auch ein Sektorventil geöffnet wird. Dieses parallele Schalten erfolgt vollautomatisch über den Bewässerungscomputer. Voraussetzung dafür ist ein Beregnungscomputer, der die Nutzung eines Masterventils unterstützt. Solche Computer haben entweder einen eigenen zusätzlichen Masterausgang, an den das Masterventil angeschlossen werden kann, oder es kann einer der normalen Sektorausgänge als Masterausgang definiert werden. Bei den Hunter und Rain Bird Computern ist die Nutzung eines Masterventils durchwegs vorgesehen, auch beim Gardena Smart Irrigation Control ist die Nutzung eines Master Ventils möglich. Prinzipiell nicht unterstützt wird ein Masterventil bei Wasserhahnsteuerungs-Bewässerungscomputern, also Bewässerungscomputern mit eingebautem Ventil, durch die das Wasser durchläuft.
Um ein Masterventil zu nutzen, muss am Computer nur einmalig die Masterventilfunktion aktiviert werden und es wird dann beim Start jedes Sektors automatisch immer der Masterausgang mit aktiviert.
Als Masterventil verwendet werden kann jedes normale Magnetventil. Da es im ständig unter Druck stehenden Bereich installiert ist, hat es unter den Magnetventilen in einem Bewässerungssystem die höchsten Anforderungen punkto Maximaldruck.
Pumpensteuerung
Eine Pumpensteuerung kann alternativ zu einem Masterventil genutzt werden. Man benötigt dazu, wie zuvor beschrieben, einen Bewässerungscomputer, der ein Masterventil unterstützt. Statt den Masterausgang mit einem Ventil zu verbinden, wird dieser in dem Fall mit einer Pumpensteuerung (einem Pumpenstartrelais (Amazon Link)) verbunden, um eine daran angebundene Pumpe ein- und auszuschalten. Die Funktionsweise und die Vor- und Nachteile sind die gleichen wie zuvor für das Masterventil angeführt.
Wasserdurchflussmesser
Mit einem Wasserdurchflussmesser wird gemessen wie viel Wasser das Bewässerungssystem verbraucht. Um einen Durchflussmesser zur Überwachung der Bewässerung einzusetzen, muss der Bewässerungscomputer in der Lage sein, mit einem Durchflussmesser zu kommunizieren. Dazu benötigt es einen modernen Bewässerungscomputer wie z.B. einen Hunter Hydrawise Computer oder ein Rain Bird ESP-M3 Steuergerät. Bei den durchlaufenden Bewässerungscomputern bietet der LinkTap G2 Computer diese Möglichkeit, die Gardena Computer sind allesamt nicht mit Durchflussmessern kompatibel.
Ein intelligenter Bewässerungscomputer bietet in Kombination mit einem Durchflussmesser die Möglichkeit, folgende Dinge zu überwachen:
- Ist der Wasserverbrauch eines Sektors höher als der übliche Verbrauch?
- Wird Wasser verbraucht, obwohl kein Sektor aktiv war?
Man erkennt somit beide am Beginn des Berichts genannte Probleme. Und bei Computern wie Hunter Hydrawise kann man sich automatisch per Push-Nachricht am Handy oder per E-Mail benachrichtigen lassen, sollte bei einer der definierten Regeln der Grenzwert über- bzw. unterschritten werden. Somit wird man mit Einsatz eines Wasserdurchflussmessers automatisch informiert, wenn der Wasserverbrauch das übliche Maß überschreitet und man bekommt auch mit, wenn eine Bewässerung einmal ungeplant nicht laufen sollte und kann damit sehr schnell auf Probleme reagieren. In manchen Bewässerungsprogrammen kann zudem vorgegeben werden, dass bei Erreichen von bestimmten Grenzwerten das Masterventil geschlossen wird, sodass der Wasserzufluss unterbunden wird.
Unterstützt der verwendete Bewässerungscomputer keinen Wasserdurchflussmesser, dann kann man zu einem autonom agierenden Wasserdurchflussmesser (Amazon Link) greifen. In dem Fall wird der Durchflusssensor einfach in die Leitung eingebaut und am zugehörigen Bedienteil einprogrammiert, ab welchem Schwellenwert ein Alarm ausgelöst werden soll. Den Alarm kann man dann entweder als akustisches Warnsignal ausgeben lassen oder der Sensor schaltet ein Relais, mit dem man dann z.B. eine Pumpe oder ein Magnetventil aktivieren kann.
Schutz über die Pumpe
Moderne Pumpen wie die Grundfos Scala beinhalten intelligente Überwachungsfunktionen, mit denen Probleme in der Bewässerung erkannt werden können und in Folge die Pumpfunktion eingestellt wird. So kann z.B. eine maximale Laufzeit der Pumpe eingestellt werden, nach deren Überschreitung die Pumpe sich automatisch abschaltet. Weiß man also z.B., dass die Bewässerungsläufe alles in allem maximal 3 Stunden dauern, dann kann man die maximale Laufzeit mit 4 Stunden festlegen und somit hätte man Gewissheit, dass die Pumpe automatisch abschalten würde, sollte die Bewässerung nach der planmäßigen Dauer nicht stoppen.
Zudem erkennt eine moderne Pumpe auch minimale Undichtheiten (Leckagen), die zum wiederholten An- und Abschalten der Pumpe führen und schaltet die Pumpe nach einer vom Benutzer vorgegebenen Anzahl an in kürzerem Zeitabstand aufeinanderfolgenden An- und Ausschaltungen nach exakt dem gleichen Muster ab. So kann man kleinen Undichtheiten schnell auf die Spur kommen und diese möglichst schnell beheben. Das spart nicht nur Wasser, sondern schont auch die Pumpe, der oftmalige kurze Starts innerhalb kurzer Zeitdauer auf Dauer nicht gut tun.
Magnetventil-Überwachung über den Bewässerungscomputer
Moderne Bewässerungscomputer wie die Hunter Hydrawise Modelle und die Rain Bird Computer der Reihen ESP-TM2, ESP-ME und ESP-ME3 haben eine Funktion mit eingebaut, die überwacht, dass der Stromfluss zu den Magnetventilen dem erwarteten Wert entspricht. Ein zu niedriger Wert weist auf ein defektes Kabel hin, ein zu hoher auf einen Kurzschluss in der Magnetspule. Sobald es zu einer Abweichung von der Norm kommt, wird man sofort benachrichtigt, sodass Probleme möglichst frühzeitig erkannt und behoben werden können. Dieses Funktion nennt Hunter einen integrierten Milliampere Sensor, Rain Bird spricht von automatischer Kurzschlusserkennung.
Weitere Möglichkeiten
Bei Bewässerung aus einer Zisterne mit automatischer Nachspeisung kann eine zusätzliche Absicherung über einen Wasserpegelschalter erfolgen. Die Gefahr ist hier vor allem, dass Wasser ungebremst nachgespeist wird, obwohl die Zisterne bereits voll ist und das überschüssige Wasser stunden- oder tagelang unbemerkt über den Überlauf abläuft. Der Wasserpegelschalter schaltet bei Überschreiten einer bestimmten Wasserstandmarke, ab der es zum Überlaufen des Wassers kommt, automatisch die nachspeisende Pumpe ab oder aktiviert einen Alarm.
Eine alternative Möglichkeit, um eine Pumpe nach einer bestimmten Zeit verpflichtend abzuschalten, ist ein Zeitverzögerungsrelais (Amazon Link). Dieses zählt nach Aktivierung einen vom Benutzer festgelegten Zeit-Countdown zwischen wenigen Sekunden bis mehrere Tage nach unten und führt dann eine Abschaltung durch. Man spricht hierbei von einer Ausschaltverzögerung.