Im Anschluss beschreibe ich, um was es sich bei einer Druckerhöhungspumpe bzw. Druckerhöhungsanlage handelt, wofür eine solche eingesetzt wird und welche verschiedenen Arten es gibt.
Ein eigener Pumpentyp “Druckerhöhungspumpe” existiert genau genommen nicht. Es handelt sich dabei einfach um Pumpen, die sich zur Druckerhöhung eignen. Das streichen manche Pumpenanbieter hervor, indem sie diese gezielt als Druckerhöhungspumpen anbieten. Es können aber auch Pumpen, die nicht explizit als Druckerhöhungspumpen verkauft werden, zur Druckerhöhung geeignet sein.
Eine Druckerhöhungspumpe wird an ein bereits unter Druck stehendes Leitungssystem angeschlossen und erhöht den dort vorhanden Wasserdruck mit der eigenen Pumpenkraft. Damit eine Pumpe als Druckerhöhungspumpe eingesetzt werden kann, muss diese dauerhaft einen Maximaldruck aushalten, der zumindest dem Eingangsdruck des Vorsystems zuzüglich des maximalen Förderdrucks der Pumpe entspricht. Bei explizit als Druckerhöhungspumpen verkauften Pumpen kann man sich sicher sein, dass das bis zum angegebenen Maximaldruck der Fall ist.
Was ist eine Druckerhöhungsanlage?
Dabei handelt es sich um ein komplettes System zur Druckerhöhung. Dieses besteht oftmals nicht nur aus einer, sondern aus mehreren Pumpen und beinhaltet auch weitere Komponenten wie ein Ausdehnungsgefäß und eine automatische Steuerung. In der Regel ist so ein System frequenzgesteuert, die enthaltene Pumpe bzw. Pumpen erhöhen bzw. vermindern ihre Leistung also abhängig von der benötigten Leistung und stellen einen bestimmten konstanten Wasserdruck zur Verfügung. Zudem sind Druckerhöhungsanlagen in den meisten Fällen trinkwassergeeignet und im Vergleich zu normalen Pumpen sparsamer, leiser und langlebiger.
Wo verwendet man Druckerhöhungspumpen/Druckerhöhungsanlagen?
Diese kommen vor allem für folgende Zwecke zum Einsatz:
- Zur Erhöhung des Wasserdrucks in großen Häusern, wenn der Versorgungsdruck des Wasserversorgers nicht ausreicht, um alle Mietern Wasser mit ausreichendem Wasserdruck zur Verfügung zu stellen
- Zum gleichen Zweck in kleineren Häusern, wenn der Wasserversorger von Haus aus einen extrem geringen Druck liefert, oder wenn man nicht an das öffentliche Wassernetz angeschlossen ist und die Eigenwasserversorgungsanlage einen zu geringen Wasserdruck produziert
- In den Rohrleitungen des Wasserversorgers, um den mit zunehmender zurückgelegter Wegstrecke nachlassenden Wasserdruck wieder zu erhöhen und das Wasser zur nächsten Pumpe zu befördern
- Zur Zurverfügungstellung des hohen notwendigen Wasserdrucks für Löschwasserhydranten
- Für diverse andere Anwendungsszenarien, in denen Wasser mit zwischengeschalteten Druckerhöhungspumpen über weite Strecken transportiert werden muss. Zum Beispiel bei weitläufigeren Baustellen, die für eine Wasserversorgung schlecht zu erreichen sind
Druckerhöhung bei Bezug von Wasser aus dem Trinkwassernetz
Druckerhöhungsanlagen werden direkt nach dem Anschlusspunkt der öffentlichen Trinkwasserleitung an das Haus installiert, sodass die Verbraucher im Haus in den Genuss des erhöhten Wasserdrucks kommen. Dabei sind strenge Vorgaben nach DIN1988 einzuhalten, um auszuschließen, dass es eine negative Beeinflussung der öffentlichen Trinkwasserversorgung gibt. Vor allem geht es hier darum, dass die hydraulische Rückwirkung der Druckerhöhungsanlage auf das öffentliche Netz minimal bleibt und auch im schlimmstmöglichen Szenario einen bestimmten Höchstwert nicht überschreitet (Einfluss auf die Fließgeschwindigkeit). Zudem ist sicherzustellen, dass es keine negativen hygienischen Rückwirkungen auf die Trinkwassergüte gibt.
Bei einer zur Trinkwasserversorgung eingesetzten Druckerhöhungsanlage ist zudem vorgeschrieben, dass die Anlage eine Reservepumpe enthält, so dass die Versorgung trotz Ausfalls einer Pumpe weiter aufrecht erhalten werden kann. Eine Ausnahme gilt hier nur für Objekte, die für keine lebensnotwendigen Bedürfnisse genutzt werden, wie beispielsweise Wochenendhäuser oder Jagdhütten. Zudem darf Wasser nicht in die öffentliche Trinkwasserleitung gesaugt werden, die verwendeten Pumpen müssen bei Unterdruck automatisch abschalten.
Druckerhöhungsanlagen können unmittelbar oder mittelbar an die Trinkwasserversorgung angeschlossen werden:
- Unmittelbarer Anschluss = Anschluss der Druckerhöhungsanlage direkt an das Trinkwassernetz des Wasserversorgers
- Mittelbarer Anschluss = Hydraulisch abgetrennter Anschluss an das Trinkwassernetz über einen freien Auslauf
Prinzipiell ist der unmittelbare Anschluss vorteilhafter: Dieser spart Energie und durch die direkte Verbindung kann es kaum hygienische Probleme geben. Wenn es möglich ist, ist er somit gegenüber dem mittelbaren Anschluss zu bevorzugen. Allerdings listet die DIN1988 einige Bedingungen auf, unter denen zwingend ein mittelbarer Anschluss zu erfolgen hat.
Beim mittelbaren Anschluss wird das Wasser aus der öffentlichen Trinkwasserleitung zuerst mit einem freien Auslauf in einen Vorbehälter gefüllt und von dort von der Druckerhöhungsanlage gefördert. Einen freien Auslauf kann man sich wie einen Wasserfall vorstellen, in dem das Wasser von einer höheren Ebene in ein Auffangbecken fällt. Da es keine Verbindung zwischen den zwei Ebenen gibt, ist es dem Wasser unmöglich, nach oben retour zu kommen. Durch das Auffangen im Vorbehälter verliert das Wasser jedoch auch quasi komplett den vorhandenen Wasserdruck, die Druckerhöhungsanlage beginnt beim mittelbaren Anschluss demnach bei Null zu arbeiten, statt den vorhandenen Vordruck zu nutzen. Der Anlage muss somit eine höhere Leistung aufbringen und der Energieaufwand ist größer. Zudem ist das im Vorbehälter stehende Wasser aus hygienischen Gesichtspunkten weniger vorteilhaft als ein Direktanschluss und eine Druckerhöhungsanlage mit mittelbarem Anschluss ist weniger kompakt und platzsparend, da der Vorbehälter recht viel Platz einnimmt.
Weitere sehr ausführliche Informationen zur Planung von Druckerhöhungsanlagen, die zum detaillierten Hintergrundverständnis interessant sein könnten und Aufschluss geben, welche Faktoren für die Entscheidung ob unmittelbarer oder mittelbarer Anschluss relevant sind, liefern die zwei folgenden Dokumente des Pumpenherstellers KSB und des Fachmagazins IKZ:
- KSB-Know-how: Planungshinweise Druckerhöhungsanlagen
- Druckerhöhung in der Trinkwasserinstallation – Planungshinweise auf Grundlage der DIN 1988-500
Zum Einbau einer Druckerhöhungsanlage benötigt man in jedem Fall die Genehmigung des Wasserversorgers und der Einbau darf zudem nur durch einen konzessionierten Fachbetrieb durchgeführt werden. Der Wasserversorger gibt auch vor, ob ein direkter Anschluss möglich ist, oder ein indirekter Anschluss zu erfolgen hat.
Welche Druckerhöhungsanlagen gibt es?
Die großen Pumpenhersteller wie Grundfos, WILO, KSB oder D.A.B. bieten über den stationären und Online-Fachhandel eine ganze Reihe unterschiedlicher Modelle sowohl für unmittelbaren als auch mittelbaren Anschluss an. Von Geräten für kleinere Vorhaben bis zu sehr großen Anlagen mit einer Vielzahl an inkludierten Pumpen. Bei Amazon wird zu dem Thema kaum etwa angeboten, ein breiteres Angebot findet man auf Ebay*, hier werden auch gebrauchte Anlagen angeboten. Für weniger sensible Druckerhöhungs-Anwendungen mit Nicht-Trinkwasser kann man auch das wesentlich günstigere Angebot an Hauswasserwerken in Betracht ziehen, z.B. die von mir in einem Beitrag vorgestellte Grundfos Scala1 mit einer Leistung von maximal 5,5 bar und 7.000 Liter/Stunde, die man mit Doppelpumpenset und Einsatz von 2 Pumpen zu einer Anlage mit doppelter Leistung kombinieren kann.