Kurzantwort: In der Regel erstaunlich viel und deutlich mehr als die meisten zuvor geglaubt hätten! In diesem Beitrag gebe ich konkrete, auf tatsächlichen Angeboten basierende Beispiele.

Die Überraschung ist oft groß, wenn mich Blogleser kontaktieren, um bei mir rückzufragen, ob dieses oder jenes eingeholte Angebot denn preislich angemessen wäre. Und zwar sowohl bei den Bloglesern als auch bei mir. Ich rechne dann in der Regel mittels der im Beitrag zu den Kosten einer Bewässerung aufgestellten Heuristiken grob hoch, welche Materialkosten für die angebotenen Komponenten bei Selbstkauf in etwa zustande kämen. Was es einen also kosten würde, die Komponenten selbst zu bestellen und zu installieren.

Kosten im Selbstbau

Für einen Garten mit 500 Quadratmeter zu bewässernder Rasenfläche wären das zum Beispiel:

  • 500 Quadratmeter Rasen mit Steuerung über einen Bewässerungscomputer und Magnetventile (6 Ventile) -> 570 Euro Regnerkosten + 275 Euro Pipelinekosten + 510 Euro Steuerungskosten = 1.355 Euro

Bei einem größeren Garten mit 1.000 Quadratmetern Rasenfläche käme man auf etwa 2.700 Euro an Materialkosten, bei einem kleinen Garten mit nur 150 Quadratmetern Rasenfläche auf unter 400 Euro. Diese Berechnung erfolgt auf Basis hochwertiger Markenprodukte von Hunter, Rain Bird etc., die qualitativ zumindest dem entsprechen was die Professionisten in ihren Angeboten anbieten.

Kosten bei Beauftragung eines Gartenbau- bzw. Bewässerungsunternehmens

Dazu zum Vergleich vier relativ aktuelle reale Angebote von Anbietern aus der Praxis. Zuerst einmal jeweils nur die Materialkosten, ohne Arbeitskosten:

  • 300 Quadratmeter Garten, 2 Bewässerungskreise, alle Komponenten von Gardena: 5.160 Euro inkl. USt.
  • 400 Quadratmeter Garten, 6 Bewässerungskreise, Mikrobewässerungsschlauch vorbereitet, alle Komponenten von Rain Bird: 4.850 Euro inkl. USt.
  • 500 Quadratmeter Garten, 5 Bewässerungskreise, davon einer Mikrobewässerung, alle Komponenten von Rain Bird: 5.300 Euro inkl. USt.
  • 800 Quadratmeter Garten, 8 Bewässerungskreise, Komponenten von Rain Bird und Hunter, 11.000 Euro inkl. USt.

Die angegebenen Kosten sind noch ohne Arbeitskosten für die Grabungsarbeiten und die Installation des Bewässerungssystems.

In der Regel kommen für die Arbeitszeit bei einem 400 bis 500 Quadratmeter Garten noch ca. 3.000 bis 4.000 Euro dazu. Das entspricht ca. 5 bis 7 Manntagen an Aufwand für die Planung der Bewässerung, die Einrichtung der Baustelle, das Abstechen der Rasensode, Ausheben der Pipelinegräben, Einlegen und Verbinden der Pipelineleitungen, Anschließen und Einrichtung der Regner, Sprüher, Tropfschläuche, Wassersteckdosen etc., Einrichten der Steuerung, Durchführen von Testläufen, Zuschütten der Gräben, evtl. Wegführen von Erde, Wiederauflegen der Rasensode und finales Saubermachen im Garten. Bei größeren Gärten ist es dementsprechend mehr.

Wie sind diese Angebote zu bewerten?

Man sieht an den angeführten Beispielen sehr gut, warum man mit Do-it-yourself in diesem Bereich extrem viel sparen kann: Bei allen vier Angeboten betragen die Materialkosten bei Bestellung über den Professionisten nicht nur etwas mehr, sondern ein Vielfaches der Kosten, zu denen man das Material selbst bestellen könnte.

Das ist leider eine Unsitte, die sich in den letzten Jahren nicht nur im Bereich Bewässerung, sondern auch in vielen anderen Handwerksbereichen eingeschlichen hat. Ein gewisser Aufschlag für Lagerhaltung und Materialbereitstellung ist normal und absolut akzeptabel und gerechtfertigt, das Material mit vielfachem Aufschlag zum tatsächliche Preis in Rechnung zu stellen jedoch nicht. Es dürfte allerdings in der Praxis zumeist aufgehen, sonst hätten wir solche Mondpreise nicht.

Hinweis: Die angeführten Angebote sind im Übrigen auch für den Anbieter rechtlich nicht unbedenklich, denn wenn eine Leistung zu mehr als dem Doppelten des eigentlichen Wertes verkauft wird und dabei die Unwissenheit des Käufers ausgenutzt wird, dann spricht man rechtlich von “Verkürzung über die Hälfte”. Der Konsument kann in Folge bis zu einer Frist von 3 Jahren nach Vertragsabschluss die Vertragsauflösung verlangen. Der Unternehmer kann alternativ den Vertrag nur aufrecht erhalten, indem er die Differenz zum Marktpreis zurück zahlt.

Die in der Praxis verrechneten Kosten für die Arbeitszeit scheinen im Vergleich dazu relativ angemessen. Die Arbeitsstunde eines Bewässerungs-Professionisten muss man inkl. USt. mit etwa 70 Euro kalkulieren. Eine Arbeitsdauer von 5 bis 7 Manntagen für einen 400 bis 500 Quadratmeter Garten scheint etwas Puffer zu beinhalten, da ein Profi beim Graben üblicherweise mit einer Bodenfräse oder einem Minibagger arbeitet und über Routine beim Anschluss der Komponenten und Einrichtung der Steuerung verfügt. Folglich kommt er wesentlich schneller voran als ein Ungeübter. Aber grob über den Daumen scheinen die Arbeitszeitkalkulationen relativ gerechtfertigt.

Welche Optionen hat man?

Wie zuvor geschrieben, besteht das Hauptproblem in der Regel aus den viel zu hoch verrechneten Materialkosten.

Beste Lösung und meine Empfehlung: Alles selbst machen!

Ein Bewässerungssystem lässt sich mit einfachsten Werkzeugen selbst installieren

Rechnung: Im Do-it-yourself-Verfahren kann man eine 500 Quadratmeter Bewässerungsanlage statt um etwa 9.000 Euro um weniger als 1.500 Euro realisieren, erspart sich also ganze 7.500 Euro!

Was braucht man dafür:

  • Die Motivation sich selbst ein bisschen in die Thematik einzulesen (das komplette notwendige Know How findet man hier auf der Seite)
  • Ein paar starke Arme für das Ausheben der Bewässerungsgräben
  • Eine ordentliche Arbeitsweise beim Anschluss der Komponenten

Prinzipiell scheint die Realisierung einer Bewässerungsanlage auf den ersten Blick nur einen geringen Schwierigkeitsgrad zu haben. Viele Komponenten lassen sich im Plug and Play Verfahren ähnlich wie Legosteine einfach zusammensetzen und die Produkte der namhaften Hersteller haben fast ausnahmslos eine gute Qualität und verzeihen oftmals auch kleine Planungsfehler.

Wenn das Ziel eine gut funktionierende, wassersparende und intelligent zu steuernde Bewässerungsanlage ist, würde ich den Schwierigkeitsgrad aber tatsächlich eher mit mittel angeben. Die Basics wie die Bestimmung des Wasserpotentials, die Auswahl der richtigen Komponenten, das korrekte Setzen der Regner und die Überlegungen bei der Steuerung müssen passen, damit man an der fertigen Bewässerungsanlage dann auch langfristig seine Freude hat.

Mein Tipp: Investieren Sie ein paar Stunden, um sich in die Thematik einzulesen! Verwenden Sie kostenlose Online-Planungshilfen als Hilfeleistung für Ihre Planung und passen Sie diese noch im Detail an. Wenn es ganz schnell für Sie gehen muss, erkläre ich in folgendem Beitrag, wie man mit geringstmöglichem Aufwand in nur 10 Tagen von Planung bis Umsetzung zu einer Bewässerungsanlage kommt.

Besser ist allerdings die Variante sich sorgfältig in die Thematik einzulesen. Hier auf der Seite werden umfangreiche Informationen angeboten. Wenn Sie ein paar Stunden investieren, bekommen Sie ein Verständnis wie ein Bewässerungssystem funktioniert und können dann später auch sehr flexibel in Eigenregie auf notwendige Änderungen oder gewünschte Erweiterungen reagieren. Und Sie lernen zudem verschiedene Umsetzungsalternativen kennen und können bewusst die für ihren Zweck bestgeeignete Lösung bzw. die Lösung, die Ihnen am sympathischsten ist, aussuchen.

Zweitbeste Lösung: Selbst planen und installieren, aber beim Graben helfen lassen

Für die Grabungsarbeiten greifen professionelle Gartenbauer in der Regel auf schweres Gerät wie Mini-Bagger oder Erdfräse zurück und können diese Arbeiten so recht flott erledigen. Diese machen daher einen kleineren Teil der Gesamtkosten aus, als man glauben würde.

Funktioniert im Prinzip wie zuvor und stellt eine gute Alternative dar, wenn man nicht mehr ganz so rüstig ist und den körperlich anstrengenderen Teil der Arbeit vermeiden möchte. Vorteil: Die Erdarbeiten sind nur für einen vergleichsweise geringen Anteil an den Gesamtkosten verantwortlich und man hat so weiterhin den Vorteil, das Material selbst günstig bestellen zu können.

Als Anhaltspunkt zu den Grabungsarbeiten: Eine durchschnittlich fitte Person schafft je Stunde grob geschätzt das Ausheben von 2 bis 3 Metern Pipelinegraben. Das ist per Hand unter Verwendung von Schaufel und Spaten gerechnet, was bei kleineren Gärten ein gangbarer und sinnvoller Weg ist.

Bei größeren Strecken lohnt sich die Verwendung einer Bodenfräse, die man im Werkzeugverleih ausborgen kann, da man mit dieser um ein Vielfaches schneller vorankommt. Man kann hier in etwa mit dem zehnfachen Fortschritt rechnen, also etwa 20 bis 30 Meter pro Stunde.

Bei einer zu bewässernden Fläche von 500 Quadratmetern können schnell einmal 150 bis 200 Laufmeter Pipelinegraben zusammen kommen, das wären mit einer Bodenfräse also grob gerechnet etwa 8 Stunden Arbeitszeit. Dazu noch der Aufwand für das abschließende Wiederzuschütten der Gräben und ein wenig Aufwand für das Einrichten der Baustelle und und evtl. für das Wegführen überschüssiger Erde, falls man diese nicht im Garten verteilen kann. Für einen 500 Quadratmeter Garten sollte das in etwa in 2 bis 2 1/2 Manntagen zu schaffen sein. Gerechnet mit 70 Euro pro Stunde wäre man hier bei Kosten von etwa 1.200 bis 1.500 Euro.

Rechnung: Zu den Materialkosten von 1.500 Euro kommen in dieser Variante für einen 500 Quadratmeter Garten noch rund 1.500 Euro für die Grabungsarbeiten dazu. Damit erspart man sich im Vergleich zur Komplettbeauftragung eines Professionisten noch immer ca. 6.000 Euro.

Drittbeste Lösung: Material selbst kaufen, Planung Installation durch Fachfirma durchführen lassen

Damit erspart man sich zwar nicht die Kosten für die Grabungsarbeiten und Installation, hat aber dafür auch keine Arbeit. Und vermeidet den in der Regel riesigen Aufschlag bei der Weiterverrechnung der Materialkosten. Einziges Problem: Nach meiner Erfahrung wird man aktuell kaum eine Firma finden, die das macht!

Viertbeste Lösung: Einen Anbieter mit gerechtfertigtem Materialaufschlag suchen

Diese Lösung liegt ex-aequo mit jener davor und die Erfolgsaussichten sind ähnlich gering.

Zur Beauftragung eines Professionisten noch folgende Hinweise:

  • Eine professionelle Firma plant normalerweise nicht mit Gardena Regnern, da diese punkto Qualität weit hinter der Profi-Ware von Hunter, Rain Bird oder Toro zurück liegen und auch preislich keinen Vorteil bieten. Weitere Infos dazu im Regnervergleich der Website.
  • Nicht jede Gartenbaufirma installiert auch regelmäßig Bewässerungssysteme, daher lieber explizite Bewässerungsunternehmen oder Gärtner, die nachgewiesen Erfahrung mit der Installation von Bewässerungssystemen haben, bevorzugen.
  • Kontrollieren Sie die Richtigkeit der Planung. Vor allem von Unternehmen, die nicht auf Bewässerungslösungen spezialisiert sind, sieht man teils sehr schlechte Planungen mit zu wenig eingeplanten Regnern, fehlender doppelter Überlappung bzw. keinen Maßnahmen zur Druckregulierung. Auch wenn Sie einen Professionisten beauftragen, lohnt es sich, die Planung mit einem Onlineplaner parallel zur Kontrolle auch selbst durchzuführen.
  • Manche Unternehmen bieten Systeme der Marke Toro an. Diese sind qualitativ in Ordnung, haben aber im Vergleich zu Hunter oder Rain Bird den Nachteil, dass man sie als Privatperson recht schwer im deutschsprachigen Handel kaufen kann. Möchte man vom Installateur nicht komplett abhängig sein und später z.B. selbst in der Lage sein, eine kaputte Düse zu wechseln, dann sollte man eine Installation mit Toro Produkten eher vermeiden.
  • Manche Anbieter übergeben einem am Ende der Arbeiten das komplette System mit kurzer Einschulung und allen notwendigen Zugriffsdaten, andere gewähren z.B. nur Anwender-Zugriff auf die Steuerungseinheit und behalten sich den tiefergehenden Master-Zugriff selbst vor, mit dem Argument, dass man so als Anwender nichts versehentlich verstellen kann.

    Ein ähnliches Thema ist die Einwinterung am Ende der Saison und die anschließende Wiederaktivierung zu Beginn der Saison. Entweder die Anlage wird so übergeben, dass man fortan komplett eigenständig agieren kann und den Monteur nicht mehr braucht, oder es bleibt eine gewisse Abhängigkeit bzw. die Notwendigkeit den Monteur von Zeit zu Zeit zu beschäftigen.

    In zweitem Fall bedeutet das zusätzliche laufende Kosten und eine gewisse zeitliche Abhängigkeit vom Professionisten. Zudem ist man auch darin eingeschränkt, selbst an der Anlage zu tüfteln. Wenn man das genau so möchte, weil man sich tunlichst nicht selbst mit der Anlage beschäftigen will und die zusätzlichen Kosten gerne in Kauf nimmt, dann passt das so, sonst sollte man das dementsprechend vereinbaren.

Schlechteste Lösung: Planung und Installation durch den Professionisten machen lassen und selbst die Grabungsarbeiten übernehmen

Alleine durch Übernahme der Grabungsarbeiten, kann man nur wenig Geld sparen

Wie weiter oben vorgerechnet erspart man sich dadurch im Vergleich zu den Gesamtkosten nur einen Bruchteil, weil man den hohen Materialaufschlag zahlen muss, erledigt aber einen beträchtlichen Teil der Arbeit – und noch dazu den vergleichsweise mühsamen.

Rechnung: Wenn man wie zuvor rechnet, dann haben die Grabungsarbeiten bei einem 500 Quadratmeter Garten in etwa einen Kostenanteil von 1.500 Euro, die man bei entsprechender Verhandlung mit dem Professionisten ggf. in Abzug bringen kann.

Fazit

Gerade bei der Installation einer Gartenbewässerung lässt sich mit ein wenig Motivation in Eigenleistung viel Geld sparen. Die einzelnen Arbeitsschritte sind nicht extrem kompliziert und mit Ausnahme einer optionalen Bodenfräse, die man mieten kann, wird kein Spezialwerkzeug benötigt.

Das notwendige Know How und Tools, die einen unterstützen, findet man kostenlos im Web. Ebenso kann man hochwertige Profi-Komponenten heute problemlos zu günstigen Preisen im Web erwerben.

Sich selbst in das Thema einzulesen bietet zudem den Vorteil, dass man ganz gezielt das bestmögliche System genau nach den eigenen Vorstellungen planen kann (z.B. auch ausgeklügelte smarte Web-Lösungen) und dass man das System nach Abschluss der Arbeiten dann auch gut beherrscht.