Ein Venturi Injektor stellt eine relativ einfache und kostengünstige Möglichkeit dar, ein Bewässerungssystem auch zur Düngung zu nutzen. Venturi Injektoren werden schon seit vielen Jahrzehnten in der Landwirtschaft verwendet, eignen sich aber auch gut zur Anwendung im eigenen Garten. Im Anschluss stelle ich die Funktionsweise im Detail vor und erkläre, auf was beim Kauf und bei der Montage zu achten ist.
Prinzip der Venturi Düse
Ein Venturi Injektor basiert auf der bereits vor über 200 Jahren von Giovanni Battista Venturi erfundenen Venturi Düse: Dabei handelt es sich um ein glattwandiges Rohr, in dessen Mitte eine starke Verengung eingebaut ist, von der aus nach unten eine Öffnung wegführt. An der verengten Stelle des Rohres nimmt aufgrund physikalischer Gesetze die Geschwindigkeit des durchfließenden Wassers zu (= steigender Fließdruck) und gleichzeitig der statische Druck auf die Rohrwand ab, da gilt Gesamtdruck = Fließdruck + statischer Druck. Die Verengung ist in einer Venturi Düse so groß ausgeführt, dass der statische Druck an der Engstelle nicht nur abnimmt, sondern dort sogar ein Unterdruck (Vakuum) entsteht. Das heißt, an der von der Engstelle wegführenden Öffnung tritt kein Wasser aus, sondern ganz im Gegenteil es entsteht ein Sog.
So funktioniert ein Venturi Injektor
Der beim Durchfluss durch die Venturi Düse entstehende Sog wird genutzt, um mittels eines an der Engstelle montierten Schlauches ein Gas oder eine Flüssigkeit anzusaugen, im hier beschriebenen Anwendungsfall Flüssigdünger. Der Schlauch wird dazu einfach von der Venturi Düse weg in einen Behälter mit Dünger geführt. Sobald die Bewässerung läuft, sorgt der erzeugte Sog dafür, dass der Dünger sukzessive dem Gießwasser beigemischt wird.
An der Öffnung, von welcher der Dünger-Ansaugschlauch wegführt, ist in der Venturi Düse ein Mechanismus angebracht, der ein Ausfließen des Wassers in den Düngerbehälter unterbindet. Dazu würde es in der Praxis dann kommen, wenn die Bewässerung beendet wird und damit an der Ansaugöffnung statt eines Unterdrucks wieder ein Druck herrscht. Das im Bewässerungssystem verbliebene Wasser würde dann nach außen drücken und somit in den Düngerbehälter fließen.
Bei den meisten Venturi Injektoren funktioniert die Rückflussverhinderung mit einer kleinen Feder, die eine Kunststoffkugel vor den Ausgang drückt und diesen damit verschließt. Erst bei ausreichend großem Sog wird die Kugel zurückgezogen und damit der Ausgang geöffnet, so dass der Dünger angesaugt werden kann.
In welchem Verhältnis die Beimischung des Düngers geschieht, das wird primär durch die folgenden drei Parameter bestimmt:
- Durchmesser der Venturi Düse und der Düsenengstelle
- Eingangsdruck am Zufluss der Venturi Düse
- Ausgangsdruck am Abfluss der Venturi Düse
Dabei gilt: Je größer die Druckdifferenz zwischen Eingangsdruck (am Zufluss der Düse) und Ausgangsdruck (am Abfluss der Düse, nach Passieren der Engstelle) ist, umso größer ist der Sogeffekt und umso mehr Dünger wird demnach beigefügt. Diese Differenz wird einerseits durch die Verengung in der Venturi Düse erreicht, da das Wasser beim Passieren der Engstelle durch die starke Reibung Druck verliert. Je schmaler die Engstelle ausgeführt ist, umso größer ist der Druckverlust. Bei Einbau der Venturi Düse über eine Rohr-Umleitung (Bypass) kann die Druckdifferenz zusätzlich durch bewusstes Abbremsen des Wasserstromes vor der Abflussseite der Venturi Düse mit einem Ventil erhöht werden, so dass man auf diese Weise die Dosierung des Düngers nach den eigenen Vorstellungen steuern kann.
Venturi Injektoren benötigen je nach Modell zumindest 20 bis 30% Druckdifferenz zwischen Eingang und Ausgang der Düse, um zu funktionieren, bei einer Differenz von etwa 50% wird in der Regel die maximal mögliche Düngerdosierung erreicht. Die zum Ansaugen von Dünger minimal notwendige Druckdifferenz kann nicht bei allen Venturi Injektoren und bei jedem Eingangsdruck ausschließlich mit Hilfe der Venturi-Düse erreicht werden, teilweise ist das Erzeugen einer zusätzlichen Druckdifferenz mittels Bypasses zwingend erforderlich.
Die größtmögliche, technisch erreichbare Zumischungsrate beträgt bei einem Venturi Injektor maximal 10% (also 1 Liter Dünger auf 10 Liter Wasser). Der Vollständigkeit halber: Neben der Größe und Bauart der Venturi Düse, Eingangsdruck und Ausgangsdruck können sich noch weitere Faktoren geringfügig auf das Dosierverhältnis auswirken: Der verwendete Flüssigdünger (zähflüssiger oder wässriger), wie tief der Düngerbehälter unterhalb der Düse platziert ist, die Außentemperatur und die Höhenlage des Ortes, an dem die Anwendung stattfindet.
Der Durchmesser der Venturi Düse, Eingangsdruck und Ausgangsdruck bestimmen zudem, wie viele Liter Wasser pro Stunde in dieser Konstellation durch die Düse fließen können. Bei Qualitäts-Herstellern werden diese Parameter für jede Düsengröße und unterschiedliche Eingangs- und Ausgangsdrucke in Leistungstabellen ausgewiesen, im Anschluss am Beispiel die Performance-Tabelle der Venturi Injektoren von Irritec:
In der ersten Spalte steht der Eingangsdruck und daneben jeweils eine Reihe von möglichen Ausgangsdrucken. Zu jeder Kombination aus Eingangsdruck und Ausgangsdruck wird der zugehörige Wasserdurchfluss und die Düngeleistung angeführt. Und zwar für vier unterschiedliche Venturi Injektor Modelle von 3/4 Zoll bis 2 Zoll Größe.
Anhand eines Beispiel erklärt, wie eine solche Tabelle zu lesen ist:
Bei Verwendung eines 3/4 Zoll Injektors, einem Eingangsdruck von 4,10 bar und einem Ausgangsdruck von 3,0 bar ist ein Durchfluss von 36 Litern pro Minute (2.160 Litern pro Stunde) möglich und würde die Düngerbeimischung 66 Liter pro Stunde betragen. Bei einem 1 Zoll Injektor betrüge der Wasserdurchfluss bei gleichen Druckverhältnissen 4.560 Liter pro Stunde und die Düngerbeimischung 230 Liter.
Nach was richtet sich der Ausgangsdruck?
Der Ausgangsdruck wird durch die Anforderung, die man mit dem Düngewasser erledigen möchte, bestimmt. Würde man das Wasser gleich nach Verlassen der Venturi Düse einfach frei aus dem Rohr laufen lassen, dann wäre ein Druck auf der Ausgangsseite nahe Null ausreichend. In diesem Fall könnte man diesen mit einem im Bypass eingebauten Ventil auf nahe Null senken und somit die maximal mögliche Druckdifferenz abschöpfen und eine maximal hohe Düngerdosierung erreichen.
Muss das Düngewasser nach Verlassen der Venturi Düse jedoch noch – wie es in einem Bewässerungssystem üblicherweise notwendig ist – erheblichen Druck aufbringen, um die Wegstrecke durch die Bewässerungspipeline zurückzulegen und dann anschließend für ein Ausfahren und korrektes Funktionieren der Regner zu sorgen, dann wird auf der Ausgangsseite ein deutlich höherer Druck benötigt.
Das ist im Prinzip die gleiche Überlegung, wie man sie bei der Berechnung der Wasserdurchflussmenge in einem Bewässerungssystem anstellt. Benötigen z.B. die Regner 2,8 bar und gibt es in der Pipeline einen weiteren Druckverlust von 0,7 bar durch Reibung, dann bräuchte es alleine um den notwendigen statischen Druck im Bewässerungssystem auszuüben 3,5 bar Druck auf der Ausgangsseite. Bei einem solchen Druck würde aber der gesamte Ausgangsdruck für den statischen Druck aufgebraucht und es bliebe kein dynamischer Druck über, um das Wasser durch die Rohre zu treiben. Damit die Bewässerung mit sinnvoller Wassermenge funktioniert, würde man also noch einmal ein Eck mehr als die 3,5 bar als Ausgangsdruck benötigen. Gemäß eines hier im Blog verwendeten Praxisbeispiels bräuchte man mit der dort verwendeten Wasserquelle beispielsweise 4,1 bar um bei 3,5 bar Druckerfordernis im Bewässerungssystem eine Wasserleistung von 1.050 Litern pro Stunde zu erreichen.
Man sieht daraus, dass man in der Praxis zwischen höherer Düngerdosierung und noch ausreichendem Ausgangsdruck abwägen und balancieren muss und sich vielfach eher an der geringstmöglichen Dosierung orientieren wird müssen. Außer man verwendet den Venturi Injektor für Mikrobewässerung, die deutlich geringere Druckanforderungen hat oder man hat eine sehr starke Pumpe zur Verfügung, die bei der Erledigung der alltäglichen Bewässerungsanforderungen noch deutliche Reserven hat.
Vorteile und Nachteile der Düngung mit einem Venturi Injektor
Der wesentliche Vorteil der Düngung mit einem Venturi Injektor ist, dass diese sehr einfach und kostengünstig realisierbar ist. Zudem sind Venturi Injektoren simpel und ohne bewegliche Teile aufgebaut, so dass im Betrieb kaum etwas kaputt werden kann und sie sind daher auch sehr wartungsarm.
Ein wesentlicher Nachteil ist, dass sich die Venturi Düse, um zu funktionieren, am vorhandenen Wasserdruck bedient. Das bernoullische Gesetz “Gesamtdruck = Fließdruck + statischer Druck” gilt eins zu eins so nur für reibungsfreie Flüssigkeiten, um die es sich bei Wasser allerdings nicht handelt. Daher kommt es beim Fließen von Wasser durch die Engstelle der Venturi Düse zu Reibungsverlusten und in Folge zu Druckverlust. Genau auf diesem Druckverlust, der zur Druckdifferenz führt, basiert ja die Funktion der Venturi Düse.
Für ein ordnungsgemäßes Funktionieren braucht es je nach Düsenmodell mindestens 20 bis 25% Druckverlust, reicht der natürliche Druckverlust durch das Durchlaufen der Düse nicht aus, dann muss das Wasser zusätzlich in einer Bypass-Konstruktion mit einem Ventil gebremst werden.
Folglich führt der Einsatz eines Venturi Injektors zu einem gewissen Druckverlust, so dass die vorher in einem Bewässerungssystem gegebenen Druckverhältnisse nicht mehr 1 zu 1 zutreffen und die Bewässerung dann eventuell nicht mehr genauso perfekt wie vorher funktioniert (verringerte Gleichmäßigkeit). Vergleichsweise leicht tut man sich bei der Anwendung in Mikrobewässerungssystemen, bei denen mit geringem Druck gearbeitet wird. Bei solchen System spielt die Absenkung des Drucks daher kaum eine Rolle.
Bei Anwendung in der gewöhnlichen Bewässerung z.B. zur Bewässerung des Rasens ist eine potente Pumpe von Vorteil, so dass nach Passieren der Venturi Düse noch ausreichend Druck für die Bewässerung übrig bleibt und die Bewässerung weiterhin ordnungsgemäß funktioniert.
Im Vergleich zu Düngesystemen mit Dosierpumpe hat ein Venturi Injektor zudem den Nachteil, dass die Menge der Düngerzufuhr abhängig von den Druckverhältnissen ist. Das erschwert ein exaktes Einstellen und konstantes Beibehalten der Düngerdosierung, insbesondere dann, wenn im Bewässerungssystem schwankende Druckverhältnisse herrschen sollten.
Zu guter Letzt bedarf es zum erstmaligen korrekten Einstellen des Venturi Injektors etwas Aufwand, vor allem wenn man die Dosierung auf ein vorgegebenes Maß einstellen möchte. Nach der Einrichtung lässt man die Installation dann idealerweise unberührt, so dass man die gefundene Abstimmung dann dauerhaft verwenden kann.
So wird der Venturi Injektor montiert
Der Venturi Injektor wird üblicherweise in die Hauptleitung (Main Pipeline) eingebaut, also in jenen Teil der PE-Rohr-Leitung am Anfang des Systems, der bei jedem Bewässerungslauf durchlaufen wird, bevor sich die Hauptleitung dann in mehrere Stränge für die einzelnen Bewässerungssektoren teilt.
Um die Gefahr eines Rückflusses des mit Dünger vermischten Wassers in Richtung Wasserquelle zu unterbinden, sollte zwischen Wasserquelle und Düngesystem ein Rückfluss-Ventil verbaut werden bzw. die Venturi Düse nach erfolgter Düngung mit manuellen Ventilen vom Hauptsystem abgekapselt werden. Wird mit Trinkwasser direkt aus dem Trinkwassersystem gearbeitet, dann sind die strengeren Regeln bezüglich Trinkwasserschutz zu beachten.
Der Venturi Injektor kann entweder in Linie in die Hauptleitung eingebaut werden, oder man kann ihn in eine Abzweigung (Bypass) einbauen, die von der Hauptleitung zum Venturi Injektor umleitet und nach Aufnahme des Düngers wieder zur Hauptleitung zurück führt.
Eine solche Bypass-Montage hat folgende Vorteile:
- Mit einem im in der Hauptleitung auf Höhe des Bypasses zwischen Bypass-Zulauf und Bypass-Ablauf angebrachten Ventil kann man die Druckdifferenz zwischen Eingangsdruck und Ausgangsdruck der Venturi Düse steuern und damit die Düngerdosierung einstellen. Manche Hersteller geben eine solche Montage auch fix vor, damit ihr Injektor überhaupt ordnungsgemäß funktioniert bzw. empfehlen diese nachdrücklich, da alleine durch die Venturi Düse die notwendige Druckdifferenz nicht bzw. nicht in jeder Druck-Konstellation hergestellt werden kann.
- Zudem wirkt sich eine Bypass Lösung positiv auf den Wasser Durchfluss aus, da ein Teil des Wassers an der Venturi Düse vorbei den direkten Weg durch die Pipeline nehmen kann. Das ermöglicht höhere Durchflussmengen als es die Venturi Düse selbst erlauben würde.
- Man kann die Umleitung mit dazwischen montierten Ventilen relativ leicht deaktivieren, so dass bei normalen Nicht-Dünge-Bewässerungsläufen das Wasser nicht den Weg über die Venturi Düse laufen muss. Würde man den Injektor direkt in die Hauptleitung einbauen, dann müsste man ihn jedes Mal nach Gebrauch wieder abbauen, um das gleiche zu erreichen. Den Bypass braucht man hingegen nur einmalig installieren und er kann dann dauerhaft so bleiben wie er ist.
Im Anschluss vier mögliche Installationsarten für einen Venturi Injektor aus der Irritec Gebrauchsanleitung. Neben dem Anschluss direkt in der Pipeline und dem normalen Bypass-Anschluss werden hier auch noch zwei alternative Anschlüsse mit zusätzlicher Pumpe angeführt:
Der Venturi Injektor sollte immer in einer horizontalen oder alternativ in einer vertikal nach oben führenden Position montiert werden (also Eingang unten und Ausgang oben), bei einer vertikal nach unten führenden Position kann es punkto Ansaugung zu Problemen kommen. Das Wasser muss in der vorgegebenen Richtung durch die Düse fließen, diese Richtung wird auf der Düse angezeigt.
Durch Einbau eines Manometers auf der Zulauf- und Ablaufseite des Bypasses können Eingangs- und Ausgangsdruck immer genau nachverfolgt werden bzw. mittels Ventils eine bestimmte Druckdifferenz eingestellt werden.
Da luftdichte Anschlüsse für das Funktionieren wichtig sind, empfiehlt es sich, bei der Montage PE-Band oder anderes Dichtmaterial an den Gewinden zu verwenden. Idealerweise bezieht man den kompletten Injektor, also sowohl die Düse als auch den Ansaugschlauch, vom gleichen Hersteller, so dass die Verbindungen optimal aufeinander abgestimmt sind.
Den Ansaugschlauch hängt man komplett bis zum Boden in den Düngerbehälter, sodass der Dünger bis ganz nach unten angesaugt werden kann. Am Ende des Ansaugschlauches ist zumeist ein kleiner Filterkorb angebracht, der das Ansaugen von gröberen Schutzpartikeln verhindert.
So wählt man einen passenden Venturi-Injektor aus
Das wesentliche Auswahlkriterium ist in erster Linie die Größe des Injektors! Diese richtet sich nicht nach der Größe der im Bewässerungssystem verwendeten Pipeline, sondern nach dem zur Verfügung stehenden Druck und der Wasserdurchflussmenge. Und zwar nach der Wasserdurchflussmenge, die im Betrieb erreicht wird, nicht jener die maximal zur Verfügung steht! Und noch einmal verschärft wird das dadurch, dass die Venturi Düse zum Funktionieren eine deutliche Druckreduzierung von 20% aufwärts erfordert und die Wasserdurchflussmenge beim Einsatz einer Venturi Düse daher ein Stück kleiner sein wird als in bisherigen Bewässerungsläufen ohne Venturi Düse. Außer man hatte die mögliche Pumpenleistung bzw. Leistung aus dem Hauswasseranschluss bisher nicht ausgeschöpft, so dass noch Reserven vorhanden waren.
Im Zweifelsfall bzw. wenn man sich punkto Wasserdurchflussmenge nicht so sicher ist gilt: Den Venturi-Injektor besser eine Nummer kleiner kaufen!
Denn ist der Injektor zu groß gewählt und wird die angegebene Durchflussrate somit nicht erreicht, dann saugt der Injektor keinen Dünger an. Ist der Injektor hingegen zu klein gewählt, dann funktioniert die Düngung einwandfrei, nur limitiert der Injektor dann den Durchfluss. Dieses Problem kann man aber relativ leicht durch Einbindung in einen Bypass lösen, so dass das überschüssige Wasser an der Düse vorbei fließen kann.
Hinweis: Besonders problematisch sind für Venturi Injektoren Mikrobewässerungs-Sektoren mit sehr geringer Wasserdurchflussmenge. Hier muss man genau schauen, einen passenden Injektor zu finden bzw., wenn das nicht möglich ist, überhaupt ein anderes Düngesystem dafür verwenden.
Punkto Wasserdurchfluss ist zu beachten, dass auch bei gleichem Durchmesser Venturi Injektoren sehr unterschiedliche Leistungsdaten haben können. Es gibt 3/4 Zoll Injektoren, die auf viel Wasserdurchfluss ausgelegt sind und solche für wenig Wasserdurchfluss. Der Hersteller Mazzei bietet z.B. in 3/4 Zoll Größe sowohl das Modell IM34L mit 900 Liter/Stunde Mindestdurchfluss bei 3,5 bar Eingangsdruck als auch das Modell IM34H mit 1.600 Liter/Stunde Mindestdurchfluss bei 3,5 bar Eingangsdruck an. Und ebenso einen 1/2 Zoll Injektor mit geringen 230 oder hohen 560 Litern/Stunde (IM12L und IM12H). Das von mir getestete 3/4 Zoll Modell von Irritec benötigt bei 3,5 bar Eingangsdruck etwa 2.000 Liter/Stunde.
Erst an zweiter Stelle der Auswahlkriterien kommt die mögliche Düngerdosierung. Flüssigdüngerhersteller geben hier für ihre Produkte ein bestimmtes Dosierverhältnis an, das man mit dem Injektor bewerkstelligen können sollte. Wobei hier aber vor allem wesentlich ist, den Dünger nicht zu konzentriert auszubringen, da dies die Pflanzen schädigen könnte. Dieses Problem wird man mit Venturi Injektoren allerdings in den aller wenigsten Fällen haben, da höhere Dosierung ja Druckleistung kostet. Bei Düngung mit einem Bewässerungssystem wird generell eher empfohlen, den Dünger langsam auszubringen, da auf diese Weise eine höhere Gleichmäßigkeit erreicht werden kann.
Am Markt angebotene Produkte
Am Markt angeboten werden sowohl komplette Venturi Injektoren, bestehend aus Düse und Ansaugschlauch, als auch Düse und Ansaugschlauch separat. Und die Venturi Injektoren gibt es einerseits in purer Form, also nur die Düse und ein dazu passender Ansaugschlauch oder auch als Teil eines bereits fertig montierten Bypasses (Abzweigung). Das erspart einem ggf. sich so einen Bypass selbst zusammen zu montieren.
Erhältlich sind einerseits zahlreiche No-Name-Produkte aber auch Produkte von Markenherstellern wie Netafim, Irritec oder Mazzei. Die No-Name Venturi Injektoren werden bereits ab 20 bis 30 Euro angeboten, für Markenprodukte muss man mit ca. 60 bis 100 Euro rechnen. Für einen Venturi Injektor in einer fertigen Bypass-Lösung sind etwa 30 bis 200 Euro mehr zu kalkulieren, je nachdem, wie hochwertig der Bypass ausgeführt ist und ob in diesem auch bereits Manometer mit verbaut sind. Teils werden auch Injektoren angeboten, bei denen man am Ansaugschlauch die Dosierung einstellen kann, indem man mit einem Ventil den Sog bremst.
Venturi Injektoren bei Amazon:
Den hier im Beitrag gezeigten und getesteten Venturi Injektor von Irritec kann man z.B. bei unserem Kooperationspartner DVS Beregnung erwerben.
Flüssigdünger bei Amazon:
WOLF Garten Lv 100 B-Flüssig-Rasendünger
WOLF Garten Ll 100 B Langzeit
Praxistest Irritec 3/4 Zoll Injektor
Um Ihnen ein konkretes Beispiel für eine Anwendung und einen Anhaltspunkt für weitere eigene Überlegungen zu geben, habe ich den Irritec 3/4 Zoll Injektor einem Praxistest unterzogen. Getestet habe ich diesen mit einer recht starken Grundfos Scala 1 5-55 Pumpe. Mit dieser werden normalerweise in einem Bewässerungslauf ehemals zwei Sektoren, die zu einem zusammengeschlossen wurden, bewässert. Im zu bewässernden Sektor ist ein Druck von etwa 4,1 bar aufzuwenden (2,8 bar Regner, 0,7 bar Pipeline, 0,6 bar Höhenunterschied beim Ansaugen des Wassers). Der stündliche Wasserdurchfluss bei einer Bewässerung ohne Düngung betrug bisher ca. 2.700 Liter.
Die Düse und den Ansaugschlauch habe ich so wie sie geliefert wurden gleich ohne weiteres Dichtungsmaterial zum Injektor zusammengeschraubt und den Injektor direkt, ohne Bypass, in die Pipeline eingebaut. Der Ansaugschlauch hing von dort weg einfach in einen handelsüblichen mit Dünger gefüllten Eimer. Also eine sehr einfache Konstruktion, die jedoch für den Testzweck vollkommen ausreichte. Für einen dauerhaften Einsatz könnte und sollte man das sicher noch stabiler und schöner ausführen.
Und dann wurde gleich einmal ein Bewässerungslauf gestartet. Resultat: Die Ansaugung des Düngers im Venturi Injektor funktionierte einwandfrei und stark, die Regner hatten aber nicht mehr den notwendigen Druck, um ordentlich auszufahren und beregneten nur mehr auf Halbmast mit stark verkürzten Wurfweiten.
Zwischen-Fazit: Wie es aus den Leistungstabellen des Herstellers (siehe weiter oben im Beitrag) zu erwarten war, hat die Venturi Düse den maximal möglichen Wasserdurchlauf aufgrund der Engstelle in der Düse limitiert. Das wäre in dieser Konstellation in der Praxis nicht brauchbar, da der Dünger aufgrund der überhaupt nicht mehr passenden Wurfweiten sehr ungleichmäßig verteilt würde.
Ich habe den Sektor in weiterer Folge dann wieder in zwei Sektoren getrennt, so dass sich der Wasserbedarf für den größeren der beiden Sektoren, den ich für den weiteren Test heranzog, dann auf nur mehr etwa 1.700 Liter pro Stunde reduzierte. Auf diese Weise funktionierte die Bewässerung dann in weiteren Testläufen wie gewohnt einwandfrei und mit den üblichen Wurfweiten. Und auch die Düngeransaugung klappte weiterhin tadellos.
Test mit Bypass
Für meinen nächsten Versuch habe ich die zwei Sektoren wieder zu einem großen Sektor mit 2.700 Liter Wasserbedarf zusammengeschlossen und auf die Schnelle aus Verbindern, Rohrstücken und einem Ventil eine Bypass-Abzweigung gebaut. Diese zweigt von der Hauptleitung nach unten ab, läuft dann durch die Venturi Düse und kehrt wieder zur Hauptleitung zurück. Parallel dazu läuft die Hauptleitung auf direktem Weg weiter, wobei nach der Abzweigung zur Venturi Düse ein zusätzliches Ventil zur Druckregelung eingebaut wurde.
In meinem ersten Testlauf mit Bypass Lösung ließ ich das Ventil voll geöffnet, so dass das Wasser ungebremst durchlaufen konnte. Wie erwartet bekam die Bewässerung ausreichend Wasser und funktionierte wie im Normalbetrieb. Die Venturi Düse saugte allerdings auf diese Weise kein Wasser an, die Düsenverengung reichte in dieser Konstellation nicht aus, um die erforderliche Druckdifferenz zu erzeugen.
In Folge schloss ich das Ventil schrittweise, so lange bis der Ansaugschlauch anfing Dünger anzusaugen. Das ließ sich einwandfrei steuern und bei der kleinstmöglichen Dosierung, bei der der Dünger nur sehr gemächlich aus dem Kübel gesaugt wurde, lief die Bewässerung gefühlt fast wie normal, mit nur ganz leicht reduzierten Wurfweiten. Aber auch bei einer höheren Dosierung funktionierte es weiterhin ganz ordentlich, mit in der Praxis noch brauchbaren Wurfweiten.
Zwischen-Fazit: Mit einer Bypass-Abzweigung kann man sich sehr gut an das gewünschte Resultat herantasten und eine geeignete Balance aus Düngerdosierung und Druckverlust finden.
Fazit des Tests
Der Venturi Injektor erfüllte meine Erwartungen: Die Einrichtung ist unkompliziert und unaufwändig und man kommt schnell zu einem brauchbaren Ergebnis. Da damit ein deutlich flexibleres und genaueres Einstellen möglich ist, würde ich bei dauerhaftem Gebrauch in jedem Fall die Bypass Montage der In-Linie Montage vorziehen. Der Zusatzaufwand für die Montage beträgt nur wenige Minuten bzw. wenn einem das zu mühsam ist, kann man alternativ auch fertige Bypass-Lösungen erwerben.
Hinweis: Nach Beendigung der Düngung sollte man noch ca. 1/2 Stunde weiter mit klarem Wasser bewässern, so dass garantiert alle Düngerrückstände aus dem System gewaschen wurden und es zu keiner Bildung von Algen und Mikroorganismen kommen kann.